Einfache Fälle
Fall 22
Ein 31-jähriger Mann wird wegen einer Rötung am rechten Fuss zur Beurteilung zugewiesen. Vorgängig wurden bereits mehrere Ärzte konsultiert.
Anamnese
Seit wann besteht diese Veränderung?
Seit 2 Jahren, ich hatte aber vor 10 und vor 12 Jahren Operationen an den Bändern nach einem Unfall und ich glaube daher kommt das alles.
Der zeitliche Verlauf kann Hinweise auf die Aetiologie ergeben.
Haben Sie mit den Venen schon Probleme gehabt?
Nein.
Vor allem die Haut im Bereich des Malleolus medialis ist eine Praedilektionsstelle für Veränderungen im Rahmen einer chronisch venösen Insuffizienz.
Haben Sie noch andere Beschwerden?
Ja, seit dem Unfall schmerzt mein Knöchel ab und zu.
Allgemeinsymptome können Hinweise für die Diagnose liefern.
Hatten Sie schon Zeckenstiche?
Oh ja, seit ein paar Jahren ungefähr 3 oder 4 pro Jahr.
Daran denken!
Haben Sie am Abend einen geschwollenen Knöchel oder einen geschwollenen Unterschenkel?
Nein, am Anfang war der Knöchel geschwollen, aber jetzt ist die Haut eher dünner.
Suche nach möglichen Ursachen.
Haben Sie an dieser Stelle schon einmal eine Kortisoncreme aufgetragen?
Nein, ich habe noch gar keine Behandlung gehabt.
Suche nach möglichen Ursachen.
Haben Sie an anderen Körperstellen ähnliche Veränderungen?
Nein.
Das Gesamtbild einer Hauterkrankung ist zur Diagnosestellung wesentlich, weshalb stets das gesamte Integument untersucht werden muss.
Effloreszenzen
Wählen Sie die richtigen Effloreszenzen:
Die Haut wirkt bei Atrophie oft etwas gespannt, zum Teil ist sie zigarettenpapier-artig gefältelt.
Bei der Poikilodermie treten Atrophie, Hypo- und Hyperpigmentierungen und Teleangiektasien auf.
Unter Lichenifikation versteht man eine Verdickung der Haut und Vergröberung des Hautreliefs, oft in Verbindung mit Schuppung.
Die Veränderung ist nicht erhaben, also makulös, man wird hier jedoch eher von einem Erythem sprechen.
Sehen Sie sich das Bild noch einmal an.
Diagnose
Wählen Sie die richtige Diagnose:
Es finden sich weder Varizen noch Zeichen einer chronisch venösen Insuffizienz wie eine Corona phlebectatica oder Purpura jaune d'ocre.
Die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer zeichnet sich durch eine Atrophie der Haut aus, welche auch nach Therapie im Gegensatz zu den entzündlichen Veränderungen persistiert.
Es bestand zwar der Eindruck, dass der Patient versuchte aus versicherungstechnischen Gründen einen Zusammenhang mit einem Unfall herzustellen, ein Artefakt lag jedoch nicht vor.
Eine Vasculitis tritt in der Regel symmetrisch mit einer palpablen Purpura, gelegentlich auch Papeln oder Nekrosen auf.
Eine beginnende Morphaea kann tatsächlich einmal so aussehen. Im Verlauf kommt es jedoch zu einer zentralen Abblassung mit randständigem Erythem (lilac ring).
Therapie
Wählen Sie die richtige(n) Therapie(n):
Beim Vorliegen extrakutaner Manifestationen, als welche die Gelenkschmerzen (Lyme-Arthitis?) gewertet werden können, nicht ausreichend.
Eine mögliche Therapie, welche z. B. auch in der Schwangerschaft durchgeführt werden kann. Information des Patienten, dass die Atrophie persistiert.
Bei rein kutanen Manifestationen ist eine Therapiedauer von 14-21 Tagen ausreichend, im Fall einer Arthritis (der Patient klagte über Gelenkschmerzen!) 30 Tage. Information des Patienten, dass die Atrophie persistiert.
Entspricht der Therapie einer frühen Lues I, in dieser Situation nicht ausreichend.
Nicht jede Erkrankung in der Dermatologie wird mit Steroiden behandelt.
Test
Testen Sie Ihr Wissen anhand folgenden Multiple Choice Fragen: