Einfache Fälle
Fall 38
51-jährige Frau mit einer immer dunkler werdenden Hautveränderung am linken Unterschenkel
Anamnese
Hat ihr Lebenspartner auch solche Veränderungen?
Nein, wieso? Ist das ansteckend? Eine sexuell übertragbare Erkrankung?
Natürlich ist die Lues das Chamäleon der Dermatologie und immer ein Gedanke wert. Aber hier äusserst unwahrscheinlich. Diese Frage bringt Sie nicht weiter.
Waren Sie in den Tropen?
Nein. Wir waren im letzten Sommer in Spanien. Aber in den Tropen waren wir noch nie.
Guter Gedanke. Vom klinischen Aspekt her aber und im Anbetracht der Reiseanamnese eher unwahrscheinlich.
Wann und wie ist dieser Tumor entstanden?
Erstmals bemerkt hatte ich ihn vor sicher 7 Jahren. Mich stört vorallem, dass er immer dunkler wird und manchmal juckt.
Bei allen Neubildungen ist der zeitliche Verlauf ein wichtiger Anamnesebestandteil. Vorsicht mit dem Ausdruck "Tumor". Obwohl hier terminologisch korrekt, assoziieren viele Patienten damit ein bösartiges Krebsleiden.
Hat oder hatte in Ihrer Familie jemand Hautkrebs?
Nein, einzig meine Grossmutter hat viele rote Flecken im Gesicht die zum Teil Krusten bilden. Ist das auch Krebs?
Vor allem beim Melanom scheint eine gewisse familiäre Häufung eine Rolle zu Spielen. Bei den epithelialen Hauttumoren spielt die Familienanamnese allenfalls im Rahmen von syndromatisch auftretenden Hautkrebsformen eine Rolle.
Habe Sie identische Hautveränderungen noch an anderen Körperstellen?
Ja, am rechten Oberschenkel bemerke ich seit etwa einem Jahr etwas ähnliches. Nur hat es keinen bräunlichen Hof.
Gute Frage. Oft tritt diese Hautveränderung solitär auf. Es werden jedoch immer wieder 2 und mehr solcher Hautveränderung am gleichen Patienten gesehen, was auf eine gewisse "Veranlagung" der Haut zur Entwicklung dieser benignen Tumoren schliessen lässt.
Waren Sie viel an der Sonne?
Als Kind schon. Jetzt versuche ich mich besser zu schützen, nachdem man heute ja viel mehr über Hautkrebs und Sonne sensibilisiert wird...
Die vorliegende Hautveränderung tritt vorallem reaktiv nach Insektenstichen auf und hat mit der Sonnenschädigung der Haut keinen Zusammenhang.
Effloreszenzen
Wählen Sie die richtigen Effloreszenzen:
Direkt der Epidermis anhaftend palpiert man eine derbe, linsenförmige Resistenz. Damit ist die Hautveränderung definitionsgemäss kein Fleck!
Hier ist die Epidermis über der ganzen Effloresenz erhalten.
Korrekte Bezeichnung!
Das "Nein" hier ist etwas arbiträr. In vielen Lehrbüchern wird der Unterschied zwischen Knötchen und Knoten bei 1 cm Durchmesser definiert.
Diagnose
Wählen Sie die richtige Diagnose:
Gegen diese Diagnose spricht der Palpationsbefund und das Fehlen des apfelgelee-artigen Aspektes unter dem Glasspateldruck.
Das klinische Bild passt nicht zu einer akuten Iktusreaktion. Ebenso fehlt die für den Flohstich typische Einblutung in die Haut (Purpura pulicosa).
Typisch sind der klinische Aspekt und die palpatorisch gut abgrenzbare, linsenförmige, der Epidermis anhaftende Resistenz. Versucht man ein Histiozytom im Pinzettengriff zu palpieren, so weicht es unter Einziehung der Epidermis zur Tiefe hin aus.
Der zeitliche Verlauf spricht eher gegen ein malignes Melanom. Kann dieses jedoch nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden, so sollte eine Exzisionsbiopsie erfolgen.
Therapie
Wählen Sie die richtige(n) Therapie(n):
Ist die Diagnose klar, so kann der Befund problemlos belassen werden.
Die Entzündungsreaktion, die initial zur Histiozytombildung geführt hat, ist längst abgelaufen. Lokale Steroide sind hier obsolet.
Stört ein Histiozytom mechanisch oder kosmetisch, oder bestehen differentialdiagnostische Zweifel, kann exzidiert werden.
Da das Histiozytom in der Dermis liegt ist mit der Curettage kein kosmetisch ansprechendes Resultat zu erwarten. Die Exzision ist klar überlegen!
Test
Testen Sie Ihr Wissen anhand folgenden Multiple Choice Fragen: