6B20.Z
7.2.4 Zwanghafte Dermatosen
Grading & Level of Importance: C
ICD-11
Synonyme
Zwanghafte neurotische Dermatosen.
Epidemiologie
1-5% der Bevölkerung. Erkrankungsbeginn: Adoleszenz (19.5 Jahre) oder später (30-45 Jahre). F>M.
Mittler Bestandsdauer ca. 9 Jahre. Nagelbeissen (Onychophagie) 25-60%.
Definition
Körper-gerichtete, zwanghafte, chronisch repetitive psychiatrische Verhaltensstörung.
Aetiologie & Pathogenese
Zwanghafte neurologische Störung mit Verlust der Impulskontrolle.
Symptome
- Gruppierte Exkoriationen (Kratzen, “Pideln”) an leicht zugänglichen Körperstellen (Gesicht: Akne, Narben, Insektenstiche)
- Acne excoriée
- Nagelbeissen; Paronychie
- Hautschwielen durch Reiben oder Beissen (Lichenifikation)
- Mundschleimhaut Beissen (morsicatio buccorum)
- Lippen beissen
Häufige Assoziation mit Depression, Angststörung, Stress.
Lokalisation
Acne excoriee: Gesicht.
Körper gerichtete Störungen: Nägel, Finger, Mundschleimhaut, Lippen; grundsätzliche lle leicht erreichbaren Körperregionen.
Klassifikation
Diagnostisches und statistisches Manual mentaler Störungen (DSM-5). Körpergerichtete Störungen unter: ‘‘unspecified OCRD’’: Onychophagie, Dermatophagie, Onychotillomanie, Trichotillomanie, Wangen-und Lippen Beissen, Nasen- und Ohr-Manipulationen, Fingerknacken.
Labor & Zusatzuntersuchungen
Keine Störungen.
Dermatopathologie
Eventuell Ulzerationen ohne ausgeprägte Begleitentzündung.
Verlauf
Chronisch, wechselhaft.
Komplikationen
Sekundärinfektionen, Blutungen, Entzündung, Lichenifikation, Ulzeration, Narbenbildung.
Diagnose
Diagnostisches und statistisches Manual mentaler Störungen (DSM-5) Diagnosekriterien.
Differentialdiagnosen
Psychogener Juckreiz. Primäre Psychosen mit Dermatozoenwahn und Haluuzinationen. Medikamentennebenwirkungen; Scabies. Mundschleimhäute: Candidiasis, Lichen ruber planus, «white sponge»-Nävus; Nageldystropien (Trauma, Infektionen).
Therapie & Prävention
Kognitive Verhaltenstherapie. Angemessene Aknetherapie.
Medikamentös: Antidepressiva (N-acetylcysteine 1200 to 3000 mg/ Tag).
Bemerkungen
Bei 90% der Patienten finden sich weitere psychiatrische Comorbiditäten, besonders Angststörungen, Depression, Impulskontrollstörung. Erhöhte Suizid-Gefahr.
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