EC90.4
7.2.3 Psychogener Pruritus
Grading & Level of Importance: C
ICD-11
Synonyme
Somatoformer Juckreiz; psychosomatischer Juckreiz; nicht-organischer Juckreiz.
Epidemiologie
Unter einer dermatologischen Patientenkliental: 6%: Die Inzidenz in der Normalbevölkerung ist niedriger.
Definition
Juckreiz ohne erkennbare Haut- oder Grunderkrankung. Psychische Faktoren beeinträchtigen Stärke und Bestandsdauer des Juckreizes.
Aetiologie & Pathogenese
Generalisierte Angststörung, depressive Störung, somatoforme Störung. Interaktion neurologischer und psychischer Faktoren.
Symptome
Persistierender, oft unerträglicher Juckreiz. Sekundärveränderungen durch Kratzen: Erythem, Erosionen, Ulzerationen, Narben.
Lokalisation
Generalisiert (neurotische Exkoriationen, Prurigo) oder umschrieben, z.B. Genitale, Skalp.
Klassifikation
Nach Verlauf: akut, akut intermittierend, chronisch.
Labor & Zusatzuntersuchungen
Ausschluss einer zugrundeliegenden internistischen Störung (z.B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörung, Eisenmangel, Urämie, Cholestase, M. Hodgkin, Non-Hodgkin Lymphome) oder einer spezifischen dermatologischen Erkrankung (z.B. Dermatitis herpetiformis Duhring, Neurodermitis); (siehe Differentialdiagnosen).
Dermatopathologie
Unspezifisch, Reizakanthose, Prurigoknoten (Kratzakanthom).
Verlauf
Meist chronisch.
Komplikationen
Schlafstörung, die den Zustand weiter verschlechtern kann. Minderung der Lebensqualität. Sekundärinfektionen und Narbenbildung.
Diagnose
Ausschlussdiagnose.
Kriterien der Zwanghaftigkeit:
- Lokalisierter oder generalisierter Juckreiz ohne Primäreffloreszenzen
- Bestandsdauer > 6 Wochen
- Fehlen somatischer (organischer oder körperlicher) Ursachen
Weitere mögliche Kriterien
- Zeitlicher Zusammenhang zwischen Symptomen und Lebensereignis
- Stress-Abhängigkeit
- Tagesschwankungen
- Ruhe-Juckreiz
- Assoziation mit psychischer Erkrankung
- Abnahme des Juckreizes durch Psychopharmaka oder Psychotherapie
Differentialdiagnosen
Andere System- oder Hauterkrankungen: erythropoietische Protoporphyrie, Dermatitis herpetiformis, Scabies, Urticaria, atopiche Dermatitis, andere parasitäre Infektionen. Medikamenten-Nebenwirkungen (besonders Opioide), neuropathischer Juckreiz, Dermatozoen-Wahn; Mastozytosen, Mastzellen Aktivierungs Syndrom.
Therapie & Prävention
- Topisch antipruriginös: symptomatisch (Menthol, Polidocanol, Crotamiton)
- Systemisch antipruriginös: z.B. Hydroxyzin, Doxepinhydrochlorid, Cetricin
- Psychotherapeutische Medikamente (Fluoxetine, Olanzepine) und Betreuung
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