XH5AW4
3.2.6 Hämangiom
Grading & Level of Importance: B
ICD-11
Synonyme
Blutschwamm, infantiles Hämangiom.
Epidemiologie
Häufig; 4-5% der Kinder.
Definition
Gutartiger Tumor der Blutgefässe. Tritt kurz nach der Geburt auf.
Aetiologie & Pathogenese
Unbekannt.
Symptome
Polsterartige, gut umschriebene hochrote Schwellung (kutane Hämangiome); bläulich- oder rosarote weiche Schwellung (subkutanes Hämangiom); gemischt.
Lokalisation
Alle Körperregionen.
Klassifikation
Oberflächlich (kutan) oder tiefer (subkutan).
Solitäre, kavernöse oder kapilläre Hämangiome.
Labor & Zusatzuntersuchungen
Üblicherweise nicht erforderlich; Gerinnungsstörungen bei syndromatischen Riesenhämangiomen (Kasabach-Merritt-Syndrom).
Dermatopathologie
Diagnostisch nicht erforderlich. Proliferation reifer Blutgefässe in der Dermis ohne Entzündung.
Erwägung therapeutischer Massnahmen, wenn bei wachsenden Hämangiomen immunhistochemisch vermehrt GLU-1 Rezeptoren nachgewiesen werden können.
Verlauf
Spontane Rückbildung (nicht immer komplett) in den ersten Lebensmonaten oder -jahren.
Bei raschem Wachstum, insbesondere in funktionell kritischer Lokalisation (Visus-Behinderung) ist eine therapeutische Intervention zu erwägen.
Komplikationen
Ulzeration (Infektion, Schmerzen); kosmetisch störende Narbenbildung; Blutung (selten).
Problematische Lokalisationen:
- Auge: Emblyopie
- Nase: Knorpel-Deformation
- Lippen: Problem bei der Nahrungsaufnahme
- Unterkiefer: mögliche Assoziation mit subglotischem Hämangiom mit Stridor und Respirationsstörung
Ausgedehnte lumbo/sakrale Hämangiome (Kasabach-Merritt-Syndrom) können mit viszeralen Hämangiomen assoziiert sein und kardiale Symptomatik und Gerinnungsstörungen verursachen.
PHACE-Syndrom (posterior fossa anomalies, hemangioma, arterial anomalies, cardiac anomalies and eye anomalies): grosse, segmentale Hämangiome im Gesicht mit verschiedenen Entwicklungsdefekten.
Diagnose
Überwiegend klinisch; Ultraschall oder MRI in unklaren Fällen. HNO-Konsil bei unklarer subglottischer ausdehnung. Bei Verdacht auf PHACES oder PELVIS-Syndrom: MRI und GLUT-1 Färbung.
Differentialdiagnosen
Vaskuläre Malformationen (Nävus flammeus), granuloma pyogenycum (Botryomykom) Angiosarkom, andere (gefässreiche) Tumoren (Rhabdomyosarkoma, infantiles Fibrosarkom).
Kasabach-Merritt-Syndrome (selten): ausgeprägte Thrombozytopathie, Verbrauchskoagulopathie mit Blutungsneigung in Verbindung mit vaskulären Tumoren.
Therapie & Prävention
Meist spontane Rückbildung.
Bei Komplikationen Betablocker (Proponalol), Glukokortikosteroide kurzfristig systemisch, Interferon alpha.
Bei raschem Wachstum in Ausnahmefällen: Lasertherapie, endovaskuläre Thrombosierung, Kryotherapie, Sklerotherapie, niedrig dosierte Röntgenstrahlung (Stopp-Bestrahlung) in Ausnahmefällen.
Podcasts
Tests
- Aussage 1 Ein Hämangiom am Oberlid lässt sich am besten mit dem Farbstofflaser entfernen,
- Aussage 1 Hämangiome an anatomisch heiklen Stellen, werden am besten mit dem Farbstofflaser entfernt,
- Aussage 1 Der Farbstofflaser kann nur zur Behandlung oberflächlicher Hämangiome als Mittel der Wahl eingesetzt werden,
- Aussage 1 Der Laser ist die Therapie der Wahl, bei tief gelegenen Hämangiomen,
- Aussage 1 Das infantile Hämangiom ist meist harmlos,
- Aussage 1 Ein Hämangiom lässt sich durch den Glasspatel wegdrücken,
- Aussage 1 Purpura ist eine Läsion, die sich durch den Glasspatel wegdrücken lässt,
Weitere Bilder / DOIA
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- E.F. Johnson, D.M. Davis, M.M. Tollefson, et al.: Vascular Tumors in Infants: Case Report and Review of Clinical, Histopathologic, and Immunohistochemical Characteristics of Infantile Hemangioma, Pyogenic Granuloma, Noninvoluting Congenital Hemangioma, Tufted Angioma, and Kaposiform Hemangioendothelioma (2018)
- C. Léauté-Labrèze, J.I. Harper, P.H. Hoege: Infantile haemangioma (2017)
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