ED72
4.2.3 Hirsutismus
Grading & Level of Importance: B
ICD-11
Synonyme
Endokrine Hypertrichose; übermässige Behaarung; «Löwenmensch».
Epidemiologie
Bei etwa 5-10% der Frauen; ethnische Varianten.
Definition
Verstärkte Behaarung vom männlichen Behaarungstyp bei der Frau.
Aetiologie & Pathogenese
Verschiedene Ursachen
- Endokriner Hirsutimus
- Polyzystisches Ovarsyndrom
- Androgen produzierende Ovarialtumoren
- Kongenitale Nebennierenrindenhyperplasie (Adrenogenitales Syndrom)
- Nebennierenrindentumoren
- ACTH-Zellhyperplasie
- Hypophysenadenom (Morbus Cushing)
- Hyperprolaktinämie
- Akromegalie
- Postmenopausaler Hirsutismus
- Idiopathischer Hirsutismus, auch ethnisch bedingt
- Medikamentöser Hirsutismus (z.B. durch Anabolika)
- Paraneoplastischer Hirsutismus
Symptome
Wachstum von Terminalhaaren bei der Frau im Oberlippen- und Kinnbereich, in der Intermammärregion und um die Mamillen, Schulterregion, Linea alba und Innenseiten der Oberschenkel. Diese kann von einer diskreten Überbehaarung bis zu einem ausgeprägten männlichen Behaarungsmuster reichen, wobei je nach Schweregrad nur einige oder alle aufgeführten Lokalisationen betroffen sind.
Lokalisation
Oberlippe, Kinn, Brust, Bauch, Pubes, Arme, Beine, Rücken, Gesäss.
Klassifikation
Modifiziertes Ferriman-Gallwey System mit 19 Lokalisationen: min 0 bis 36 max Punkte. Score > 8 ist ein Hinweis für exzessiven androgenen Hirsutismus.
- Endokriner Hirsutimus
- Idiopathischer Hirsutismus, auch ethnisch bedingt
- Medikamentöser Hirsutismus (z.B. durch Anabolika)
- Paraneoplastischer Hirsutismus
Labor & Zusatzuntersuchungen
Hormondiagnostik (FSH/LH-Quotient, DHEAS, freies Testosteron, SHBG, 17-Hydroxyprogesteron, Prolaktin), transvaginale Ultraschalluntersuchung der Ovarien.
Dermatopathologie
Nicht erforderlich.
Verlauf
Persistierend, sofern Ursache nicht behebbar.
Komplikationen
Beeinträchtigung der psychosozialen Lebensqualität, Neigung zu Follikulitis nach Rasur; Diabetes und Karzinome bei polyzystischen Ovarien.
Diagnose
Charakteristisches Behaarungsmuster, endokrinologische Basisdiagnostik, weiterführende Diagnostik bei nachgewiesener Hyperandrogenämie und bei Verdacht auf spezifische Zustände mit Hyperandrogenämie.
Differentialdiagnosen
Hypertrichose. Virilisierung. Ethnische Variabilität; genetische Syndrome mit Hypertrichose, besonders bei Kindern.
Therapie & Prävention
Kausale Behandlung der Hyperandrogenämie.
Symptomatisches Entfernen der Haare:
- Mechanisch: Rasur, Wachsepilation
- Chemische Enthaarung bzw. Haarwachstumshemmung (Eflornithine)
- Elektroepilation
- Laser- und lichtassistierte Haarentfernung
- Medikamentös: Spironolactone, Finasteride, Cyproterone order orale Kontrazeptiva
Bemerkungen
Psychosoziale Begleitung.
Podcasts
Tests
- 26-jährige Patientin hat einen Hirsutismus im Rahmen polyzystischer Ovarien. Welche Behandlung/en muss/müssen ihr geraten werden?
- Aussage 1 Bei einem durch ein spät sich manifestierendes adrenogenitales Syndrom bedingten Hirsutismus , ist eine Behandlung mit systemischen Kortikosteroiden die Behandlung erster Wahl
- 55-jährige Patientin in der Menopause hat einen kürzlich aufgetretenen Hirsutismus. Welche Erkrankung/en muss/müssen differentialdiagnostisch gesucht werden?
- Frau X, 43-jährig, Mutter von zwei normal gezeugten Kindern. Sie konsultiert Sie wegen einem seit wenigen Monaten neu aufgetretenem Bart zusammen mit Haarverlust am Vertex. Was muss ausgeschlossen werden?
- Richtig oder falsch?
- Was hat dieses 8-jährige Mädchen?
- Konsultationsgrund bei dieser 25-jährigen Kinderpflegerin ist eine auf diverse topische Behandlungen nicht ansprechende Akne. Welche Untersuchung schlagen Sie vor?
Kommentare
Sei der Erste, der einen Kommentar hinterlässt!