1B20
2.2.11 Leprosy
Grading & Level of Importance: B
ICD-11
Synonyme
Morbus Hansen.
Epidemiologie
Jährlich ca. 200.000 Neuinfektionen registriert. Weltweit 10-15 Mio Menschen betroffen; tropischer, geographischer Gürtel zwischen 40. nördlichem und 40. südlichem Breitengrad.
Definition
Chronische, wenig kontagiöse Infektions-Krankheit mit Mycobacterium leprae, Inkubationszeit 3-20 Jahre. Haut und periphere Nerven bevorzugt befallen. Ausprägung abhängig von Immunstatus.
Aetiologie & Pathogenese
Myobacterium leprae, intrazelluläres grampositives säurefestes Stäbchen.
Risikofaktoren: Mangelernährung und Armut in Indien, Brasilien, Indonesien, Nepal, Kongo, Mozambique, Philippinen
Symptome
- Haut: Pigmentaufhelllungen (L. indeterminata); Knoten ("Leprome"), Anhidrose (L. lepromatosa); rötliche Makulae mit peripherer (papulöser) Ausdehnung, Anhidrose (tuberkuloide L.). Typischer Befund: hypästhetisch hypopigmentiertes Areal, solitär oder multipel.
- «Facies leonina» als Ausdruck knotiger Infiltrate im Gesicht
- Neurologisch: Nervenverdickungen (z.B. ulnar), Sensibilitätsstörungen, motorische Störungen (Muskelatrophie), trophische Störungen (Malum perforans=Akroostiopathia ulcero-mutilans)
- Schleimhäute: chronischer Schnupfen, Nasenbluten
- Augen: Lagophthalmie, Uveitis, Katarakt, Neuropathie nervus opticus, Panophthalmia leprosa, Erblindung möglich
- Weiterer Organbefall: Nieren, Hoden, Lymphknoten, Hautadnexe
- Spektrum von lepromatöser Lepra (LL) (schlechte Abwehr, erregerreich) bis >> tuberkuloider Lepra (TT) (gute Abwehr, erregerarm).
Lokalisation
Hypopigmentierte Makulae mit Verlust der Sensitivität können am ganzen Integument auftreten. Knotige Hautveränderungen (Leprome) finden sich häufig im Gesicht und an den Ohren (Facies leonina) sowie an den Händen.
Mutilationen und Ulzerationen entwickeln sich an Körperstelen, die mechanischen Belastungen ohne schützende Sensorig ausgesetzt sind, also an Händen und Füssen (Malum perforans).
Klassifikation
Einteilung nach klinischer Menifestation:
- Indeterminierte Lepra (I, mögliches Erststadium).
- Tuberkuloide Lepra (TT, Nervenlepra).
- Lepromatöse Lepra (LL, Knotenlepra).
- Borderline-Lepra (Spektrum an Zwischenformen: BT, BL, BB).
Einteilung nach Erregerzahl:
- Paucibacilläre Lepra (entspricht der tuberkuloiden Lepra).
- Mulitbacilläre Lepra (entspricht der lepromatösen Lepra).
Leprareaktionen:
- Lepra-Reaktion Typ 1: Immunreaktion vom Typ IV. mit Wiederaufflammen alter "Hautläsionen und zusätzlichen Neuritiden". Tritt meist im Laufe einer Behandlung auf.
- Lepra-Reaktion Typ 2: Immunreaktion vom Typ III, tritt nur bei der lepromatösen Lepra (oder der Boderline-Lepra BL) auf. Es kommt zu der Hauterscheinung des "Erythema nodosum leprosum".
Labor & Zusatzuntersuchungen
Abstriche von Sratch-Präparaten von Nase und Ohr. PCR mit Abstrichmaterial.
Dermatopathologie
- Tuberkuloide Lepra: perineurale epithelioid-zellige granulomatöse Infiltrate; Riesenzellen. Bakterien allenfalls immunhistochemisch nachweisbar.
- Lepromatöse Lepra: Macrophages (Virchow Zellen) innerhalb von unscharf umschriebenen dermalen Knoten. Zahlreiche säurefeste Stäbchen in der Ziehl-Neelsen- oder Fite-Faraco-Färbung oder immunohistochemisch nachweisbar, besonders in Nervensträngen und Gefässen.
Verlauf
Chronischer Verlauf über Jahre und Jahrzehnte mit möglichem Wechsel zwischen den lepromatösen, tuberkuloiden und borderline Verlaufsformen.
Komplikationen
Neurologische Ausfälle, Mutilationen, Amputationen, Malum perforans (chronisches Druckulkus), Erblindung.
Diagnose
Nervenpalpation. Sensibilitätsprüfung. Histologie (lupoide Granulome).
Erregernachweis (M. leprae: Ziehl-Neelsen, Fite-Faraco, immunhistochemisch oder PCR) mittels Skarifikation (Nase, Ohrläppchen) beim multibazillären Typ.
Differentialdiagnosen
Hypopigmentierte Läsionen: Ekzem, Psoriasis, Dermatophyten Infektion, Seborrheische Dermatitis, Mycosis fungoides, Vitiligo, Pityriasis versicolor, Pityriasis rosea.
Knoten: Sarcoidose, kutanes Lymphom, Leishmaniasis, Syphilis (Gumma).
Therapie & Prävention
Kombinationstherapie entsprechend der Erkrankungsform.
Paucibacilläre Form: Zweifachkombination aus Rifampicin und Dapson für 6 Monate
Multibacilläre Form: Dreifachkombination aus Rifampicin, Dapson und Clofazimin für mindestens 24 Monate.
Chinolone (z.B. Ofloxacin oder Perfloxacin) und Thalidomid können ebenfalls in der Therapie von Lepra eingesetzt werden.
Podcasts
Tests
- Aussage 1 Es ist wichtig darauf zu achten, die Lepra nicht überzudiagnostizieren,
- Welche Symptome weisen auf eine Lepra hin?
- An welchen Orten entnehmen Sie einen Smear zur Lepradiagnostik?
- Welche Methoden sind zur Lepradiagnostik anwendbar?
- Welche histologische Spezialfärbung wird zum Nachweis von Mykobakterien verwendet?
- Welche Aussagen sind richtig?
- Welche Aussagen sind richtig?
- Aussage 1 Das Erythema nodosum leprosum tritt typischerweise bei der lepromatösen Lepra auf,
- Aussage 1 Bei der Lepra können Hypästhesien auftreten
Kommentare
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