2.5.1 Gonorrhoe

Grading & Level of Importance: A

Rückblick:
2022

S. Buder, Berlin; St. Lautenschlager, Zürich

Revidiert von: A. Salava, E. Hiltunen-Back, A. Ranki, Helsinki

ICD-11

1A7Z

Synonyme

Blenorrhoe, Tripper, Go.

Epidemiologie

Zweithäufiste STI (Sexually Transmitted Infection) nach Chlamydien-Urethritis. Die Zahl der Neuerkrankungen liegt weltweit bei circa 60 Millionen pro Jahr (1 % der Bevölkerung); dabei bestehen sehr grosse Schwankungen zwischen den einzelnen Ländern, in denen die Erkrankung teilweise meldepflichtig war beziehungsweise noch ist. Nach einem vorübergehenden Rückgang der Inzidenzzahlen, insbesondere nach Auftreten von Aids, nimmt die Häufigkeit in den letzten Jahren wieder zu, insbesondere bei jungen homosexuellen Männern.

Definition

Haut- und Schleimhäute, besonders urogenitale, anorektale oder orale Infektion durch Neisseria gonorrheae. Systemische Ausbreitung mit extrkutanem Befallsmuster (Go-Sepsis) in seltenen Fällen (Komplikation).

Aetiologie & Pathogenese

Sexuell übertragbare Erkrankung, Erreger: Neisseria gonorrhoeae (A. Neisser 1879), gramnegative Diplokokken, Inkubationszeit: 1-7Tage. Übertragung beim genitalen, anorektalen oder oralen Geschlechtsverkehr (GV). Befall des Zylinderepithels von Urethra, Zervix, Rektum, Konjunktiven, Vagina (nur präpubertär). Ko-Infektion mit Chlamydia trachomatis bei 10-40% der Fälle. Perinatale Gonokokken-Infektion kann eine neonatale Konjunktivitis verursachen (Ophthalmia neonatorum).

Symptome

Befall des Zylinderepithels von Urethra. Zervix, Rektum, Pharynx und Konjunktiva

 

  • Genital_Go
    • Männer:
      • Akut: Urethritis, Brennen und Dysurie, eitriger zähflüssiger Fluor
      • Chronisch: Urethritis oder asymptomatischer Verlauf
         
    • Frauen:
      • Akut: Cervicitis, Bartholinitis, vaginaler Ausfluss, Dysurie, Abdominalschmerz; gelegentlich asymptomatisch
      • Häufig asymptomatisch
         
  • Extragenital:
    • Akut: Proktitis, Konjunktivitis, Pharyngitis
    • Chronisch: («benigne») Go-Sepsis, Monarthritis

Lokalisation

Siehe Symptome.

Klassifikation

Akut vs Chronisch; genital vs extragenital (siehe Symptome).

Labor & Zusatzuntersuchungen

Direkter mikroskopischer Abstrich; Färbung mit Hämalaun zum Nachweis intrazellulärer(!) Diplokokken in Granulozyten. Bei zu geringem Abstrichmaterial: NAATS (nucleic acid amplification test), der hoch empfindlich und spezifisch ist. Kultur auf Blutagar für die Antibiotika-Resistenzprüfung.

Dermatopathologie

Nicht indiziert; siehe Labor.

Verlauf

Akut oder chronisch; Cave: Resistenentwicklung.

Komplikationen

Aufsteigende Infektion:
Frauen: Endometritis, Adnexitis (Sterilität), Peritonitis, pelvic inflammatory disease (PID).
Männer: Prostatitis, Epididymitis (Fertilitätsverlust).

 

Fernkomplikationen: disseminierte Gonokokkeninfektion mit Fieber, Mon-(seltener Poly-) arthritis, SARA (sexually acquired reactive arthritis) , und vaskulitischen Hautveränderungen, Endokarditis, Perihepatitis (Fitz-Hugh-Curtis Syndrom). 

Diagnose

Klinische Symptomatik; Direktnachweis des Erregers im Ausstrich: intrazelluläre gram-negative Diplokokken. Kultur, PCR/ NAATS (Urin oder Abstrich).

Differentialdiagnosen

Therapie & Prävention

  • Ceftriaxon 500mg i.m und Azithormycin 1g p.o.
  • Fluoroquinolone (Ciprofloxacin 500 mg also orale Einzeldosis) nur wenn Resistenz durch Empfindlichkeitstest ausgeschlossen ist
  • CAVE
    • Doppelinfektion mit Treponema pallidum: Lues-Serologie vor Therapie und 6 Wochen danach!
    • Doppelinfektion mit Chlamydia trachomatis: Abklärung und ggf. gleichzeitig Therapie (Azithromycin p.o. 1g)
    • HIV-Abklärung empfohlen.
    • Partner-Untersuchung und -behandlung (GV bis 2 Monate zurückverfolgen)
    • Therapiekontrolle nach 14 Tagen.

Bemerkungen

Landesspezifische Meldepflichten.

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