4.2.1 Alopecia areata

Grading & Level of Importance: B

ICD-11

ED70.2

Synonyme

Pelade (frz.), kreisrunder, fleckförmiger Haarausfall.

Epidemiologie

0.1% der Bevölkerung, ohne ethnische Prävalenz.

Definition

Grundsätzlich reversibler, nicht zu Atrophie führender, in der Regel umschriebener, gelegentlich generalisierter Haarausfall (Alopecia totalis).

Aetiologie & Pathogenese

Autoimmunprozess mit lymphozytärem (T-helper und T-cytotoxic cells) Infiltrat in der Umgebung des anagenen Haarbulbus. Assoziation mit anderen (Auto-) Immunerkrankungen; Down-Syndrom.

Symptome

Fokaler, multilokulärer, oder grossflächig bis zum Verlust aller Kopf- (Alopecia totalis) oder und Körperhaare (Alopecia universalis) konfluierender, nicht-entzündlicher, nicht-vernarbender Haarverlust. «Ausrufezeichen-Haare»; gelegentlich auch Störungen des Nagelwachstums (z.B. Tüpfelnägel) oder Verlust von Nägeln.

Lokalisation

Auffällig besonders im behaarten Bereich des Kopfes, der Bartregion oder an behaarten Körperstellen.

Klassifikation

Nach Ausdehnung

  • Alopecia areata, kleinherdig, solitär oder multiple: grosse Spontanremissionstendenz
  • Grossflächige Verlaufsformen
    • Alopecia totalis: Verlust aller Kopfhaare
    • Alopecia universalis: Verlust aller Kopf- und Körperhaare

Labor & Zusatzuntersuchungen

  • Assoziation mit Atopie und erhötem IgE-Spiegel (schlechte Prognose)
  • Autoimmunthyreoiditis (TAK/MAK)
  • Lues-Serologie (bei kleinfleckiger Alopecia areata) zum Ausschluss einer Alopecia specifica!
  • Mykologischer Abstrich und Pilzkultur
  • Antistreptokinase Titer

Dermatopathologie

Üblicherweise nicht erforderlich. Peribulbäres lymphozytäres Entzündungsinfiltrat im Bereich der Anagenfollikel und Apoptose follikulärer Keratinozyten; dystrophische Haarschäfte. Follikelkeratinozytenapoptose. Dystrophische Haarschäfte.

Verlauf

Häufig spontan reversibel (30 % innerhalb von 6 Monaten, 50 % innerhalb eines Jahres, 80 % innerhalb von 3 Jahren), gelegentlich permanente Alopezie mit niedriger Spontanremissionstendenz (< 10 %).

 

Faktoren für eine schlechte Prognose: positive Familienanamnese, Befall der Okzipitalregion (Ophiasis-Typ), ausgedehnter Befall seit Kindheit; Atopie.

Komplikationen

Verlust der Augenbrauen und Wimpern mit chronischer Konjunktivitis. Persistierende Alopezie mit psychosozialen Folgen. Nagelbeteiligung (Twenty nail dystrophy). Assoziation mit Autoimmunthyreoiditis, Vitiligo, perniziöser Anämie oder anderen, seltenen Autoimmunkrankheiten.

Diagnose

Typisches klinisches Bild.

Differentialdiagnosen

Therapie & Prävention

  • Abwarten der Spontanheilung
  • Bei kleinherdiger Form: Lokaltherapie mit potenten Steroiden oder intraläsionale Infiltration mit Kortikosteroiden
  • Bei ausgedehnten Formen: topische Immunotherapie mit Diphenylcyclopropenon. Haarersatz
  • Bei Therapieresistenz in ausgedehnten Formen (Alpecia generalisata oder universalis): systemische hochdosierte Steroid-Puls Therapie oder Methotrexat (niedrig dosiert als Immunsuppression)
  • Permanent-Make-up (Augenbrauen)

Bemerkungen

Kontakt zu Selbsthilfegruppen.

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